Hänschen klein

Gestalterisches Projekt 1 & 2 | MAE ZHdK

aneignen | ergehen | erfahren

Ausgangslage für mein Projekt liefert mir mein Schulweg, den ich seit Studienbeginn zurücklege. Immer auf die gleiche Art und Weise: mit dem Zug. Ich steige ein und verlasse den Zug 40 Minuten später. Den Raum dazwischen kenne ich kaum. Er hat an sich für mich keine Bedeutung, ich kenne lediglich einzelne Orte dazwischen. Wie einzelne Perlen entlang einer Wegstrecke.

Ich möchte diesen «verlorenen Raum» zurückgewinnen, mir aneignen, zu eigen machen, indem ich die Strecke Altendorf – Zürich «ergehe». Zu Fuss. Mit dem Fotoapparat. Mit einem Audiorecorder. Mit Papier und Bleistift. Alleine.

 

Was werde ich vorfinden? Wie wird sich der Weg für mich verändern? Gewinnt er für mich an Bedeutung? Wird es Erlebnisse geben, die den Weg mit Geschichten aufladen? Wird der «Raum dazwischen» verändert? Werde ich mich ändern?

Meditativer Gewaltsakt mit «Veräusserlichung»

In erster Linie finde ich mich. Ich bin mir ausgesetzt. Acht Stunden lang. Mehrmals im Monat. Es wird zum Ritual. Zu einem meditativen Marsch. meine Gedanken mäandrieren, während ich selbst der Strecke folge. Wie unmittelbar sind Gedanken? Lassen sich Gedankengänge festhalten? Ausformulieren? Textfragmente, kürzere und längere Audioaufnahmen. Ich spreche was ich denke am gehen. Nehme meine Gedankenmalereien auf Tonband auf. Veräusserliche einen inneren Monolog. Was zeige ich? Wie mache ich das sichtbar? Was möchte ich für mich behalten?

Aufmerksamkeit | Bedeutung | Aufgeladenheit

Indem ich etwas Alltäglichem Zeit und Aufmerksamkeit schenke, gewinnt es für mich an Bedeutung. Wird ein Raum durch meine Anwesenheit und die Aufmerksamkeit, die ich ihm schenke aufgeladen? Gewinnt er auch für andere an Bedeutung, indem der Betrachter oder Passant meine Anwesenheit, meine Zuwendung oder Würdigung spürt?

Wie kann Zuwendung oder persönliche Anwesenheit sichtbar gemacht werden?


In einer achtstündigen Schreib-Intervention versuche ich einem unberührten Ort im Atelier eine für den Betrachter spürbare Bedeutung zuzuschreiben. Meine Präsenz ist durch meine Handschrift anschliessend sichtbar, die Menge des beschriebenen Papieres lässt auf die Aufenthaltsdauer rückschliessen.

Ist das wörtlich Geschriebene von Bedeutung oder reicht allein die Handschrift als Verweis auf das nun abwesende Subjekt? Gewinnt das Papier, der Ort an Bedeutung, allein durch die Zeit, die ihm zugewandt wurde?